Der Wallwitzhafen

Gründer des Dessauer Hafenplatzes an der Elbe war die Berlin-Anhaltische Eisenbahngesellschaft. Als sie 1854 den Bau der Eisenbahn Dessau-Bitterfeld beschloß, war nicht der zu erwartende Durchgangsverkehr von Berlin nach Halle und Leipzig der Grund, sondern sie war hauptsächlich dazu bestimmt, den fast unerschöpflichen Braunkohlenreichtum der Bitterfelder Umgebung der Elbe zuzuführen. Es arbeiteten damals bei Bitterfeld und Muldenstein schon fünf große Gruben, die alsbald Gleisanschlüsse erhielten. Mit einem Aufwand von 60 000 Talern (180 000 Mark) baute die Bahn ein Anschlußgleis vom Bahnhof Dessau bis zur Elbe und schuf dort die ersten Anlagen. 1858 wurde eine Güterladestelle eröffnet, Ende 1861 folgte die Errichtung einer Hal testelle für den Personenverkehr. Alsbald begannen die Kohleverladungen. Die Kohlen wurden auf Kohlerutschen aus dem Bahnwagen direkt in die Schiffe befördert. Noch 1865 stellte die Bahn eine Rutsche auf. Dann wurde der Fernversand durch die Konkurrenz der heizkräftigeren böhmischen Braunkohle unterbunden. Aber die Pläne der Bahn gingen weiter. Sie wollte Leipzig und Nordsachsen auf billigem Frachtwege mit Bedarfs gütern aus dem Hamburger Hafen versorgen.1860 wurde der erste handbetriebene Kran zur Verladung von Schiffsgütern aufgestellt.1862 stellte man den zweiten Kran dieser Art auf, und 1865 den dritten Kran. Die BAE hatte nicht die Absicht1 den Hafen in Selbstbetrieb zu behalten. Sie verpachtete 1859 die Anlagen an die für diesen Zweck gegründete Firma Ziegler, Uhlmann & Co. Hierzu kam 1862 der von Leipziger Kaufleuten gegründete Speditionsverein Wallwitzhafen, der die alte Firma überflügelte und sie schließlich 1896 in sich aufnahm. 186o begann das schnelle Aufblühen des Hafens. Fast halbes Jahrhundert war der Wallwitzhafen im sächsischen Verkehr konkurrenzlos. Dann traten ihm Aken und Riese zur Seite. Im Sprachgebrauch kam, vom Wallwitzberg abgeleitet, der Name Wallwitzhafen. Im Jahre 1861 wurde er durch eine besondere Regierungsverfügung "offiziell". Durch den ständigen Ausbau des Verkehrsnetzes, speziell Schienen und Straßenverkehr, wurden immer mehr Güter mit diesen schnellen Verkehrsmitteln transportiert. So kam es zwangsläufig, daß der Wallwitzhafen als Binnenumschlagplatz an Bedeutung verlor. Damit erlosch auch das Interesse, der auf Profit rechnenden Geschäftsleute. Der Wallwitzhafen wurde nur noch zum Teil genutzt, indem verschiedene Güter für längere Zeit gelagert wurden. Die Zerstörung des Hafens während des 2.Welt krieges besiegelte endgütig das Schicksal des Wallwitzhafens. Nach 1945 wurde ein nochmaliger kurzer Aufschwung ver zeichnet, da die Wasserwege zur Verfügung standen, während Straßen- und Eisenbahnanlagen zerstört waren. Mitte der 50er Jahre war die Bedeutung des Wallwitzhafens so gering geworden, und aus unrentablen Gesichtspunkten heraus, wurde die endgültige Stillegung beschlossen. Das Gelände des Wallwitzhafens wird heute von verschiedenen Dessauer Betrieben als Lagerplatz genutzt, ohne das Binnenschiffe be- oder entladen werden

Wallwitzhafen - noch sichtbare Hafenanlage links (Foto Februar 2000)
Wallwitzhafen

Wallwitzhafen - noch sichtbare Hafenanlage rechts (Foto Februar 2000)
Wallwitzhafen

Wallwitzhafen - in diesem Gebäude, leider mit unmodernen Schmierereien,
war z.B. ein Aufzug für Eisenbahnwagons installiert (Foto Februar 2000)
Wallwitzhafen

Wallwitzhafen - ehem. Bahnhof mit Stellwerk (Foto Februar 2000)
Wallwitzhafen

 
[ Home ]